Maschenprobe: Der kleine Nervenzwerg, der dein Strickprojekt rettet

Maschenprobe: Der kleine Nervenzwerg, der dein Strickprojekt rettet

Stricken, messen, staunen – Die Maschenprobe

Man muss es einfach mal sagen: Maschenproben sind im Prinzip wie der ungeliebte Verwandte, den man jedes Jahr zur Familienfeier einladen muss – keiner freut sich wirklich drauf, aber wenn man ihn nicht einlädt, gibt's richtig Ärger.

Gerade wenn man sich sich voller Vorfreude einfach nur in ein neues Strickprojekt stürzen möchte, vermittelt einem so eine Maschenprobe, dass die eigene Kreativität von Zahlen und Zentimetern ausgebremst werden soll. Aber glaubt uns: Diese kleinen, verhassten "Probeläppchen" können wahre Lebensretter sein! Denn sie sorgen dafür, dass am Ende wirklich alles passt und die Maße hat, die ihr euch vorgestellt habt.

Also ran an die Nadeln und auf zur nächsten Maschenprobe – machen wir einfach das Beste draus!

 

Die Maschenprobe – das unterschätzte Helferlein

Was genau ist jetzt also eine Maschenprobe, und warum ist sie so wichtig? Kurz gesagt: Mit dem Stricken eines kleinen Probeläppchens könnt ihr von vornherein vermeiden, dass euer mit Liebe angefertigtes Strickstück später an euch herunterhängt wie ein nasser Mehlsack oder euch einpresst wie eine Wurst in der Pelle. Die Vorgehensweise ist immer die gleiche: Ihr strickt ein mindestens 10 x 10 cm großes Probestück in dem Muster, das in der Anleitung für die Maschenprobe angegeben ist und kontrolliert später durch das Ausmessen dieses Probestücks, ob ihr mit der angegebenen Maschen- und Reihenzahl auf das richtige Maß kommt. Mehr ist es eigentlich nicht. Aber dazu später mehr.

Unser Tipp: Strickt immer ein paar Maschen und Reihen mehr, als für die Maschenprobe angegeben wird, das erleichtert das Ausmessen später ungemein. Je größer das Probeläppchen ist, desto besser lässt sich messen.

Das Nadel-Nirvana: Finde die richtige Nadelstärke

Wir hören es immer wieder: "Auf der Garnbanderole steht doch immer drauf, welche Nadelstärke man benutzen soll." Gleich vorweg: Streicht diesen Gedanken für alle Zeiten aus eurem Gedächtnis!

Nadelstärken, die in Anleitungen oder eben auf Garnbanderolen angegeben werden, sind immer nur Anhaltspunkte bzw. Vorschläge. Denn jeder strickt anders – der eine eher fest, der andere eher locker. Was zur Folge hat, dass die Maße bei beiden komplett anders ausfallen, obwohl beide mit der gleichen Nadelstärke gestrickt haben.

Wenn also in einer Strickanleitung steht, dass z. B. 25 Maschen und 32 Reihen ein Quadrat von 10 x 10 cm ergeben soll, dann müsst ihr für euch ganz persönlich herausfinden, mit welcher Nadelstärke ihr auf diese Maschen- und Reihenzahl kommt. Manche erreichen das vielleicht mit einer 3,5-er Nadel, andere brauchen dafür eine 5,0 (alles schon erlebt). Also: Die Nadelstärke ist völlig unerheblich. Schaut nur darauf, welche die für euren Strickstil richtige ist. Nur so kommt ihr auf die Maße, die ihr später haben möchtet.

 

Ein Schaumbad für den Probelappen – erst baden, dann messen!

So, jetzt habt ihr also euren inneren Schweinehund überwinden können und habt eine Maschenprobe gestrickt. Wie geht es jetzt weiter?

Ganz wichtig: Bevor ihr anfangt, irgendetwas auszumessen, solltet ihr eure Maschenprobe waschen. Und zwar so, wie ihr später auch euer Strickstück waschen werdet. Warum macht das Sinn? Garne reagieren unterschiedlich auf das Waschen. Garne aus tierischen Fasern haben meistens eine hohe Eigenelastizität und ziehen sich nach dem Waschen mehr oder weniger wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. In dem Fall sind die Maße der Maschenprobe vor und nach dem Waschen nahezu gleich. Aber Vorsicht: Auch bei tierischen Fasern (z. B. bei Merinogarnen) kann es passieren, dass sie sich nach dem Waschen stark ausdehnen (man nennt es auch gerne "wachsen") und die Maße der gewaschenen Maschenprobe sich stark von der ungewaschenen unterscheiden.

Noch stärker ist dieses Phänomen bei pflanzlichen Fasern sie Baumwolle oder Viskose zu beobachten. Diese besitzen nur eine sehr geringe Eigenelastizität und wachsen fast immer nach der Wäsche, ohne sich von selbst wieder zusammenzuziehen.

Wenn ihr also wollt (und wer will das nicht?), dass eurer Strickstück die erste Wäsche heil übersteht und wie angegossen passt, solltet ihr eure Maschenprobe vor dem Ausmessen grundsätzlich waschen. Okay, beim Stricken kann es dann manchmal so aussehen, als würde der Pulli oder Jacke viel zu klein – aber wenn ihr die Maschenprobe gewaschen und richtig ausgemessen habt, wird alles gut, versprochen!

 

Steck'n'Check: Mit Nadeln und Maßband ins Strickabenteuer

Okay, jetzt kommt der technische Part, der ein bisschen wie Matheunterricht in der Strickstube ist, aber keine Sorge – wir kriegen das hin!

Drückt das Wasser eurer gebadeten Maschenprobe vorsichtig aus (bitte nicht wringen!) und streicht sie glatt. Am besten nehmt ihr dafür eine weiche Unterlage wie einen Teppich, ein Polster oder eine Moosgummiplatte. Steckt jetzt die Ränder der Maschenprobe mit ein paar Stecknadeln fest (ohne sie dabei auseinanderzuziehen) und wartet, bis sie vollständig trocken ist.

Dann geht's ans Eingemachte: Befreit die Maschenprobe von den Nadeln und legt sie glatt vor euch hin. Jetzt sucht ihr euch eine Masche, die mindestens drei Reihen und drei Maschen vom Rand entfernt ist (je weiter weg, desto genauer!)und platziert vor dieser Masche eine Stecknadel. An diese Stelle legt ihr euer Maßband an, messt 10 cm nach rechts oder links ab (je nachdem, an welcher Seite ihr die erste Nadel gesetzt habt) und platziert hinter der entsprechenden Masche eine weitere Stecknadel.

Das gleiche macht ihr dann für das Ausmessen der Reihen: Sucht euch eine der beiden schon gesteckten Nadel aus und messt senkrecht nach oben wieder 10 cm aus. Und ihr ahnt es schon: Auch hier platziert ihr wieder eine Stecknadel. Das gleiche könnt ihr natürlich jetzt auch auf der anderen Seite machen, aber da das nicht zwingend notwendig ist, ersparen wir uns das jetzt mal.

Jetzt braucht ihr nur noch die Maschen und Reihen zu zählen, die zwischen den Stecknadeln liegen – und tadaaaa … schon wisst ihr, wie viele Maschen und Reihen ihr mit der gewählten Nadelstärke braucht, um auf 10 x 10 cm zu kommen.

 

Kein Grund zur Panik: Wenn die Maschenprobe nicht passt

Ihr habt alles richtig gemacht, eure Maschenprobe gewaschen, die vorgeschlagene Nadelstärke verwendet und vielleicht sogar das Originalgarn verwendet, aber eure Maschenprobe stimmt trotzdem nicht mit der in der Anleitung überein?

Dann bewahrheitet sich, was eingangs schon erwähnt wurde: Für euren persönlichen Strickstil passt die Nadelstärke nicht! Wahrscheinlich strickt ihr fester oder lockerer als die Person, die die Anleitung erstellt hat. Aber keine Panik: Jetzt müsst ihr zwar noch die eine oder andere Maschenprobe stricken, aber der Aufwand lohnt sich.

Wenn ihr mehr Maschen und Reihen stricken musstet, um auf die 10 x 10 cm zu kommen, war eure Nadelstärke zu klein. Versucht das ganze noch einmal mit einer größeren Nadel. Im umgekehrten Fall – also, wenn ihr weniger Maschen und Reihen für das Quadrat gebraucht habt, verwendet einfach eine kleinere Nadel.

Ein kleiner Trost: Mit der Zeit habt ihr im Gefühl, welche Nadelstärke für welches Garn für euch die richtige ist.

 

Also: Auch wenn Maschenproben nicht gerade das Highlight eines entspannten Stricknachmittags sind, sind sie doch das Fundament für ein gelungenes Strickprojekt. Nehmt euch die Zeit, experimentiert ein bisschen und erinnert euch: Ein kleiner Aufwand im Hier und Jetzt erspart euch später jede Menge Frust!

 

 

 

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