
Shropshire – die unterschätzte Sockenkönigin
Shropshire. Allein der Name klingt, als würde ein Schaf mit britischem Akzent höflich Tee servieren. Tatsächlich kommt die Rasse aus der Grafschaft Shropshire in Mittelengland, wo Schafe und Wetter seit Jahrhunderten eine komplizierte, aber erfolgreiche Beziehung führen.
Die Shropshire-Schafe entstanden durch Kreuzungen aus lokalen Landrassen, Southdown und Leicester – also eine ziemlich clevere Mischung aus robust, wollig und elegant. Ergebnis: ein Tier, das aussieht, als könnte es Regen, Wind und Strickwahn gleichzeitig überstehen.
Die Wolle selbst liegt mit etwa 28–31 Mikron im goldenen Mittelfeld: fein genug, dass man sie gerne anfasst, aber nicht so empfindlich, dass sie beim Gedanken an Socken gleich beleidigt ist. Der Faserstapel ist schön dicht, elastisch und angenehm springfreudig – fast so, als würde die Wolle jedes Mal „Zurück in Form!“ rufen, wenn du sie dehnst.
Was sie besonders macht? Diese Kombination aus Weichheit, Stabilität und guter Laune. Shropshire verzeiht Spinnfehler, nimmt Farbe wunderbar auf und produziert ein Garn, das man ohne schlechtes Gewissen „alltagstauglich“ nennen darf. Beim Spinnen verhält sie sich so brav, dass man fast misstrauisch wird. Sie reißt kaum, klemmt nicht und läuft geschmeidig durchs Rad – man könnte fast glauben, sie will selbst zur Socke werden.
Für handgesponnenes Sockengarn ist das Gold wert:
· Die Faser ist robust, ohne steif zu sein. Fersen und Zehen halten durch, ohne dass du das Gefühl hast, auf Schleifpapier zu laufen.
· Sie ist formstabil – Socken aus Shropshire leiern nicht aus, selbst wenn du sie ständig trägst.
· Sie filzt kaum, was für Nicht-Superwash-Fans ein echter Bonus ist.
· Beim Färben zeigt sie klare, satte Farben, die nicht gleich beim ersten Waschgang verschwinden.
Und das Beste: Sie fühlt sich ehrlich an. Keine Diva, kein „Ich bin zu edel für Alltagssocken“-Drama – einfach ein rundes, solides Garn mit Charakter.
Wenn du Shropshire-Socken spinnst, strickst und trägst, dann weißt du: Hier war ein Schaf am Werk, das seine Sache ernst nimmt. Warm, zuverlässig und ein kleines bisschen eigenwillig – so wie gute Freunde und gute Wolle sein sollten.