
Vom Spinn-Chaos zum Spinnglück – typische Anfängerfehler vermeiden
10 typische Anfänger - Spinnfehler – und wie du sie vermeidest.
Mit dem Spinnen ist es wie mit dem Stricken: Die schönsten Projekte entstehen selten beim allerersten Versuch. Denn Spinnen ist ein Zusammenspiel aus Gefühl, Technik und Geduld – und ganz ehrlich, wir alle sind daran schon mal krachend gescheitert.
Damit ihr euch den einen oder anderen „Oh nein, nicht schon wieder!“-Moment erspart, haben wir hier die Top 10 Spinnfehler für euch gesammelt – natürlich inklusive Tipps, wie ihr sie umschiffen könnt.
1. Die falsche Faserauswahl
Gerade, wer gerade erst mit dem Spinnen angefangen hat, sollte sich vor dem ersten Projekt genauer mit den Eigenschaften von Fasern beschäftigen. Denn wer als Anfänger gleich mit Qualitäten wie Angora oder Seide startet, ist ungefähr so mutig wie jemand, der beim Schwimmkurs direkt vom 10-Meter-Turm springt. Das kann zwar funktionieren, aber sicherer ist es, sich langsam voranzuarbeiten.
Unser Tipp: Startet am besten mit mittellangen, gut vorbereiteten Fasern wie Merino 23, Corriedale oder BFL – die sind geduldig, wenn ihr’s noch nicht seid.
2. Schlechtes oder ungeeignetes Werkzeug
Ein wackeliges, schlecht gewartetes Spinnrad oder eine zu leichte oder zu schwere Spindel kann jeden Lerneifer ruinieren. Und: Das Werkzeug muss zu eurer Technik passen, sonst kann das jede Motivation schon im Keim ersticken.
Darum: Nutzt gerade am Anfang einfaches, gut gewartetes Werkzeug und lasst euch dieses, wenn möglich, vor der Benutzung so einstellen, dass es zu eurer Technik passt.
3. Falsche Einstellung am Spinnrad
Kennt ihr das? Ein zu starker Einzug am Spinnrad oder eine zu hohe Übersetzung – und schon reißt der Faden oder wird unkontrolliert eingezogen. Und ist beides zu schwach, verheddert sich alles und das Garn wird ungleichmäßig.
Die Lösung: Strebt nicht sofort nach der perfekten Einstellung, sondern passt Einzug und Übersetzung schrittweise an – bis sich schließlich euer eigener Rhythmus entwickelt hat. Danach läuft dann alles wie geschmiert.
4. Zu schnell zu viel wollen
Treten, ausziehen, Drall geben – am Anfang fühlt sich das an wie Jonglieren auf dem Einrad. Zum Trost: Das geht am Anfang allen so, gibt sich aber mit der Zeit. Das Spinnen ist kein 100-Meter-Sprint, sondern eine Technik, die man langsam erlernen muss.
Daher unser Tipp: Nehmt euch Zeit und startet zunächst mit kurzen Übungseinheiten. Und vor allem: Nehmt eure Fortschritte wahr und seid stolz auf das, was ihr schon erreicht habt.
5. Streben nach Perfektionismus
Euch gefällt euer selbstgesponnenes Garn nicht? Ihr findet es zu unregelmäßig, zu fest oder zu locker? Das sind nicht wirklich Fehler! Handgesponnene Garne müssen (und sollen!) nicht wie aus der Fabrik aussehen. Die kleinen Unebenheiten machen ihren Charme aus und sind somit gewollt.
Also: Lasst die verschiedenen Fasern ihre individuellen Eigenschaften entfalten, denn das macht euer Garn aus.
6. Strickprobe ignorieren
„Wird schon passen“ ist kein verlässlicher Plan. Das gilt für alle Lebensbereiche, ganz besonders aber beim Stricken. Bevor ihr also mit dem Spinnen anfangt, überlegt euch vorher schon mal, was ihr später aus dem Garn machen wollt. Hat das Garn auch die Eigenschaften, die zu eurem geplanten Projekt passen?
Unser Tipp: Testet unbedingt Stärke und Lauflänge eures Garns. Dann passt das geplante Strickstück später auch garantiert.
7. Falsche Garnbehandlung nach dem Spinnen
Mit frisch gesponnenem Garn verhält es sich ähnlich wie mit der Person, die es gesponnen hat: Wenn es fertig ist, braucht es eine kleine Pause. Denn sonst verdreht es sich schnell wie ein schlecht gelaunter Telefonhörer in früheren Zeiten (manche von euch werden sich erinnern).
Daher gilt: Ruhen lassen, waschen, trocknen – erst dann solltet ihr euer neues Garn verstricken.
8. Unpassende Umgebung und Haltung
Wenn ihr euch nach 10 Minuten fühlt, als hättet ihr einen Sack Kartoffeln geschleppt, liegt das garantiert nicht an euren Spinnfasern. Eine schlechte Sitzposition oder zu hoher Stress führen schnell zu Ermüdungserscheinungen und somit zu Fehlern. Das solltet ihr vermeiden.
Daher: Achtet auf eine gute Beleuchtung, einen bequemen Sitz und innere Ruhe. Sie sind eure besten Freunde und verbessern eure Kontrolle über das gesponnene Garn.
9. Videos schauen ist gut – Austausch ist besser
Natürlich sind Videos auf YouTube und anderen Plattformen super, um sich verschiedene Spinntechniken erklären zu lassen – aber Achtung: Sie bieten euch keine individuellen Korrekturen an. Das beste Video nützt euch nichts, wenn niemand euch sagt, dass ihr zum Beispiel die Fasern zu fest hält, oder zu schnell tritt.
Unser Tipp: Werdet Mitglied in einer Spinngruppe, belegt einen Spinnkurs oder sucht euch einen Mentor, der euch im Falle eines Falles sofort korrigieren kann.
10. Ungeduld mit den Fasern
Reißen, zerren, rupfen – so werden Fasern nicht glücklich. Und ihr auch nicht. Euer Garn wird dadurch nicht besser ... und eure Nerven liegen sehr bald flach.
Besser: Arbeitet langsam, beobachtet den Faserfluss und fühlt mit den Händen, was das Material braucht. Eure Geduld wird sich bezahlt machen, versprochen!
Denkt also immer daran: Fehler beim Spinnen sind keine Katastrophe – sondern Lehrmeister.
Seid gnädig mit euch, gerade am Anfang. Jeder Spinnerin sind mal Fäden gerissen, bei jeder haben sich die Fasern verheddert und jede hat mal Garn produziert, das eher nach Strickseil aussah.
Darum gilt: Weitermachen und den Spaß behalten –das nächste Knäuel wird garantiert besser.